Von Cebu über Bacolod nach Manila – Projektreise Philippinen

Liebe Förderer und Fördererinnen,

Vor drei Tagen sind wir von unserer Projektreise auf die Philippinen zurückgekehrt. Begleitet wurde ich diesmal von unserem aktiven Mitglied Claudia Boog, die mit dieser Reise in die lebendige Projektarbeit mit ihren Menschen, Hoffnungen und geleisteten Arbeiten, eintauchen konnte.

Strassenkinderschule

Unsere Reise begann in Cebu, wo wir uns mit Kati Jacela und den Verantwortlichen der ASAFFI getroffen haben um die Wiedereinrichtung des Projektes „Schule auf der Strasse  -Tulunghaan sa Dalan“, endständig zu besprechen. Seit Aufhebung der Pandemiemaßnahmen zeigt sich eine deutliche Zunahme von Kindern aus dem absoluten Armutsmilieu, die noch keine Form der Beschulung erhalten haben.

Wir besprechen mit Kati Jacela und Vertretern die letzten Punkte für das Straßenkinderprojekt in Cebu.

Der Erfolg des Straßenkinderschulprojektes aus der Vergangenheit bewog Kati Jacela, gemeinsam mit der ASAFFI dieses Programm neu aufzulegen. Wir haben ehemalige Teilnehmer des Projektes getroffen und im persönlichen Gespräch haben wir erleben dürfen, wie aus einem Traum von einem Leben mit Perspektive, ein umgesetztes Ziel geworden ist.

Kati Jacela kennt jedes der Kinder, sie ist auch jetzt wieder nachts auf der Straße, um ihnen und ihren Eltern die Möglichkeit der Veränderung der Lebensperspektive durch Schule, näherzubringen, denn tagsüber werden sie nicht auf der Straße geduldet. Somit arbeiten sie im Verkaufsgewerbe in der Dunkelheit. Viele von ihnen sind auch Opfer von Missbrauch oder Prostitution.

Am Ende der Reise haben wir Ravelyn Espinosa treffen können, die als erfahrene Expertin für die besonderen pädagogischen Ansprüche der Kinder und der durchführenden Lehrpersonen, Lehrpläne und Fortbildungsseminare erstellt hat und vor dem Start im Januar, umsetzen wird.

Ebenfalls in Cebu treffen wir Oliver Gimenez, den Leiter des Gesundheitszentrums in Medellin, mit dem wir seit vielen Jahren regelmäßig im Austausch stehen und eine zukünftige Projektarbeit für Eltern seines Einzugsgebietes, besprochen wurde. Einfache unterstützende medizinische und gesundheitsvorsorgliche Maßnahmen im Haushalt.

Starke Gemeinde Tinagong Paraiso

Die Bildungseinrichtung „Youth-Learning-Hub“ in Tinagong Paraiso wurde mit Unterstützung der Heider-Kober-Stiftung errichtet und im Oktober 2023 eröffnet.

Die nächste Station unserer Reise war die Gemeinde Tinagong Paraiso in Bacolod. Der Empfang war überwältigend. Lebensfreude und Herzenswärme war greifbar. Endlich konnten wir unsere abgeschlossenen Projekte, den School-Learning-Hub und die Solaranlage (beides gefördert von der Heider-Kober-Stiftung), sehen und erleben. Die Solaranlage deckt den Strombedarf nahezu vollständig.

Die Jugendgruppe der „Sagrada Familia“ von Tinagong präsentierte uns den organisierten Learning hub in allen Details, es wird genauestens Buch geführt, jedes Kind erhält einen Mitgliedsausweis und verpflichtet sich damit, die Regeln einzuhalten. Der Raum ist täglich offen, es gibt nicht nur das Angebot der Nachhilfe, sondern darüber hinaus werden gemeinsame Aktivitäten geplant, wie Tanzen, Singen und Basteln. Für Probleme gibt es ein offenes Ohr und der ursprüngliche Traum, dass dies ein Raum für alle Kinder sein soll, ohne Unterschiede zu machen, ist in Erfüllung gegangen.

Die Solaranlage auf dem Dach des Sozialladens in Tinagong Paraiso.

Ein Rundgang durch die Gemeinde zeigt noch die Auswirkungen der Überschwemmung Ende August. Der Community Garten wurde wiederhergestellt, neue Pflänzchen wachsen in der Sicherheit der ersten Etage auf dem Learning Hub unter der Solaranlage, heran. Ein Stück Freifläche, dass der Erweiterung des Gartens dienen soll, wird von angeschwemmtem Müll befreit, die obere Erdschicht soll in einem nächsten Schritt abgetragen werden.

Der Besuch offenbart ein neues / altes Problem: Brandschutz!

Jährlich entstehen bis zu fünf Brände, die Verletzte und immensen Schaden hervorbringen. Einfache, niedrigschwellige Schulungen und Präventionsmaßnahmen, wie das Festlegen von Sammelpunkten und Rettungswegen können die Feuervermeidung und die Folgen eines Brandes deutlich reduzieren. Pläne zur Umsetzung und Durchführung sind in Arbeit.

Elterninitiative in Quezon City

Die intensive Zeit in Bacolod verging im Fluge und unsere nächste Station war Manila. Unser erstes Treffen war mit Frau Ventura in der Deutschen Botschaft, wir stehen in regelmäßigen Austausch, teilen Erfahrungen und stellen unsere laufenden Projekte vor.

Aktion Wasserbüffel hat die Renovierungskosten übernommen. Wiedereröffnung des Daycare-Centers war Ende August 2023.

Nach diesem Treffen wurden wir von den verantwortlichen Vertreterinnen der PINASAMA Elterninitiative abgeholt und besuchten unter anderem das von uns renovierte Day-Care-Center Kalayaan C, in Quezon City, einem Stadtteil von Manila. Wir trafen auf engagierte Eltern, die sich vehement für die Frühförderung und Bildung ihrer Kinder einsetzen. Wir haben drei der insgesamt 21 Day care center besucht und in den zahlreichen persönlichen Gesprächen mit Lehrkräften und Eltern wurde uns die Qualität des Unterrichtes demonstriert und die ausgehängten Terminpläne zeigen regelmäßige außerschulische Aktivitäten, wie Beratungsgespräche oder auch gemeinsame Ausflüge.

Auf dem Weg zu einer Einrichtung haben wir einen Zwischenstopp der Gemeinde „Holy Spirit“ eingelegt. Eine „Lifelihood“ Initiative bietet dort Fortbildungen im Bereich Kunsthandwerk aus recyceltem Material, Kochen, Seifenherstellung uvm, zur Existenzsicherung an. Fertige Produkte werden dort namentlich ausgestellt, beim Verkauf eines Produktes erhält der Hersteller den erzielten Verkaufspreis. Auf ähnliche Initiativen sind wir auf unserer Reise immer wieder gestoßen. Dort konnten wir auch einige neue Schmuckstücke für unsere „Aktion Wasserbüffel“ Aktivitäten kaufen, mit der Gewissheit, wirklich fair gekauft zu haben.

Kinderheim für Mädchen

Nach langen Tagen in Manila sind wir nach Dumaguete (Negros) gereist. Die Zeit dort stand im Zeichen des Kinderheimes „Bata ng Calabnugan“. Dort leben 24 Mädchen aller Altersstufen, einige mit körperlichen und auch geistigen Beeinträchtigungen, die aus schrecklichsten Vernachlässigungsverhältnissen kommen. Die Einrichtung setzt auf zügige neue familiäre Anbindungen der Mädchen. Besonders geschulte und geprüfte Pflegeeltern bilden ein wichtiges Gerüst für eine stabile Weiterentwicklung und Geborgenheit für die Zeit nach der Unterbringung im Heim.

Scheckübergabe an das Kinderheim „Bata ng Calabnugan“ für Mädchen in Dumaguete.

Flora und Francesco, die Gründer und Leiter von Bata ng Calabnugan, sind unermüdlich im Einsatz. Gerade für Kinder mit Beeinträchtigungen sind die Zukunftsperspektiven sehr schlecht. Damit wird der tägliche Transport zur Schule schon eine Herausforderung, die Mädchen gehen teilweise in Förder- oder auch Blindenschulen. Der Schultransport nimmt gut und gerne eineinhalb Stunden Fahrzeit in Anspruch.

Da das Heim auch Kinder ab der Geburt aufnehmen darf, ist ein Versorgungsnetz durch qualifizierte Betreuerinnen unabdingbar wichtig.

Ein umfangreiches Selbstversorgungskonzept durch Gemüse- und Obstanbau ist Teil der Versorgungssicherheit. Ein junger Wasserbüffel, ein Geschenk an die Einrichtung, wird aktiv auf die Unterstützung bei der Gartenarbeit vorbereitet und trainiert. Lange, offene Gespräche auch über die Schwierigkeiten eines nicht staatlich geführten Heimes, haben uns positiv überrascht und die Richtigkeit unserer bisherigen Kleinprojekte bestätigt.

Am Abreisetag aus Dumaguete durften wir noch Cecilia Hofmann kennenlernen. Sie ist Mitgründerin der Organisation Gender Watch Against Violence and Exploitation (GWAVE) Seit 2003 werden dort Frauen nicht nur psychologisch und anwaltlich betreut, GWAVE bietet eine anonyme Hotline, Schutzräume und setzt auf Aufklärungsarbeit schon in den Schulen. Die mittlerweile achtzigjährige Frau Hofmann ist unbeirrt in ihrer Arbeit, war Consultant für die UN der „ Coalition Against Trafficking in Women International“ und hat auch nicht vor, damit aufzuhören. Die kurze Zeit, die wir mit ihr im Gespräch verbracht haben, hat uns nachhaltig beeindruckt und vor Augen geführt, dass Weitermachen IMMER eine Option ist.

Unser letzter Tag auf den Philippinen brachte uns zurück nach Cebu, wo wir Butch und Anna vom Kinderheim Batang Pinangga trafen, die nach der harten Zeit in der Pandemie, in der wir als „Aktion Wasserbüffel“ aktiv unterstützt haben, langsam wieder nach vorne sehen können und aktuell die regelmäßige Prüfung zum Aufrechterhalten der Betreiberlizenz durchlaufen. Deshalb war es diesmal nur ein kurzes Treffen, eines, das gezeigt hat, dass alle gemeinsamen Bemühungen zum Ziel geführt haben.

Jetzt sind wir wieder zurückgekehrt, im Gepäck die Erlebnisse und Ergebnisse zahlreicher Begegnungen. Ein Zitat von Claudia fasst es zusammen:“ Der Zusammenhalt der Menschen, trotz widrigster Lebensumstände, und die Freude am Leben und der Gemeinschaft mit uns zu teilen, DAS bei meiner Reise gespürt und erlebt zu haben, ist, was mich unglaublich berührt hat.  Diesen Menschen Veränderungen möglich zu machen ist der Antrieb für unsere Arbeit hier.“

Von uns allen aus dem Team „Aktion Wasserbüffel“ einen herzlichen Dank an Sie alle, die unsere Projektarbeit möglich machen!!!

Herzlichst Ihre,

Kathi Range

Nach wie vor ist Hilfe zur Selbsthilfe für die Mehrzahl der Einwohner der Philippinen unerläßlich. Zwar liest man gelegentlich in der Presse über die rasante wirtschaftliche Entwicklung der Länder in Südostasien und darunter auch der Philippinen im Zuge der Globalisierung, diese kommt aber offensichtlich nur einer kleinen Schicht zugute. Im Gegenteil, die Mehrzahl der Armen, vor allem in ländlichen Bereichen, wird durch Industrialisierungsprojekte und eine enorme Verteuerung ihrer Lebenshaltungskosten betroffen.

Darunter leiden vor allem die Kinder als schwächste und wehrloseste Mitglieder der Gesellschaft. Es ist kaum damit zu rechnen, daß die Versprechungen der philippinischen Regierung signifikante Veränderungen schaffen werden.